Montag, 18. März 2013

der öffentliche Verkehr

Warum ich so lange nicht geschrieben habe, ist ein eigenes Geschichtchen wert, welches mir aber momentan nicht gelingen will. Dieses werde ich bei Bedarf nachreichen.

Aber die Erlebnisse von diesem Sonntag möchte ich euch nicht vorenthalten.

Gestern habe ich mich mit einer wunderschönen Frau in Schönbrunn getroffen, und zwar - und das ist für dieses Geschichtchen essentiell - bei der U-Bahnstation Hietzing.

Nun bin ich ja jetzt glücklicher Besitzer eines Autos, aber aus Vernunftgründen bin ich, nach langer Zeit wieder, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Ich habe mir extra ein Buch mitgenommen, denn die U4-Strecke vom Schwedenplatz nach Hietzing ist ja recht lange.
Doch kaum bin ich bei der Station Schwedenplatz eingestiegen, hat mich schon ein junger Mann angesprochen. Er habe sein letztes Geld für den Netzwerkadministrator bei Humbold ausgegeben und bräuchte jetzt 5 Euro, um sich Papier und Bleistift kaufen zu können. Nachdem ich ihm selbstverständlich das Geld gegeben habe, ist bei der Station Landstraße eine Touristin eingestiegen. Da auf meinem Hirn das Wort Auskunft steht, teilte ich dieser mit, wo der Stephansplatz sei, und gab ihr auch ein paar wertvolle Lokaltipps.
Die Dame, die am Stadtpark zugestiegen ist, war dann eher öd. Sie hat ein wenig vom Krieg erzählt und wie gut wir es jetzt haben.
Dafür setzte sich am Karlsplatz mein neuer bester Freund namens Kevin mir gegenüber. Dieser erzählte mir, oder eventuell auch meinem unsichtbaren Sitznachbarn, dass das Ende der Welt naht. Dies begründete er damit, dass der neue Papst ja eigentlich Freimaurer sei, und obendrein alle Politiker Verbrecher. Er hatte, dank eines Mittels, welches er gerade erworben hatte, endlich eine klare Sicht der Dinge.

Nachdem mich bei der Kettenbrückengasse eine junge Frau um 100€ für ihre Nasen-OP gebeten hatte, wurde die Fahrt etwas langweilig. Gottseidank konnte ich mir die Zeit vertreiben, indem ich ab der Pilgramgasse bei Erbschaftsstreitigkeiten einer serbischen Großfamilie moderierend eingriff.

Die zähen Verhandlungen wurden am Magaretengürtel jäh unterbrochen. Ein Straßenmusikant, der aussah wie das uneheliche Kind von Sammy Davis Jr., stieg ein und untermalte die Szene mit einer Interpretation von „Strangers in the Night“ als Polkaversion auf Speed.

Teil des Wiener Ratpacks


Aber mit Musik geht bekanntlich alles besser. Dank seiner Hilfe in Form der Polkaversion von „New York, New York“ war das Erbe der Großtante bis zur Längenfeldgasse aufgeteilt.

So konnte ich nun in aller Ruhe mein mitgebrachtes Buch öffnen und völlig entspannt bis zur Meidlinger Hauptstraße lesen, denn dort stieg dann eine kleinere Horde Fussballfans ein, die mich neben ihrem Bier auch an ihren philosophischen Weisheiten teilhaben ließen, welche mit gefühlten 90 Dezibel gesungen werden müssen („Nehmt doch den Bauern die Mozartkugeln weg"und "Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“).
Doch in Schönbrunn war es mit der beschaulichen Fahrt zu Ende. Hier sind dann total assoziale Leute eingestiegen, die überhaupt kein Verständnis für Privatsphäre und Ruhe hatten. Einer von denen erwischte mich völlig unvorbereitet und sagte "Ihren Fahrschein bitte!".


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