Dienstag, 12. August 2014

Wenn die Neurosen blühen!

Nachdem durch das Geschichtchen der letzten Woche der 15000ste Zugriff auf meinen Blog erfolgt ist, zuallerest mal vielen lieben Dank fürs Lesen, Kommentieren und Teilen - das ist echt unglaublich und gibt mir Motivation, regelmäßiger zu schreiben. Auf diesem Weg auch ein ganz dickes Bussi an Ingrid, die mir die meisten Geschichten korrekturliest.

Aber selbst wenn ich hochmotiviert bin, gute Ideen für ein Geschichtchen habe und meinen Schweinehund Gassi schicke: so leicht ist es nicht, regelmäßig zu schreiben, weil ich die meiste Zeit damit beschäftigt bin, mit den psychischen Erkrankungen meiner Umgebung umzugehen.
Wobei ich jetzt nicht die veritablen Schäden meiner Mitmenschen meine, sondern jene von Dingen. Für einen verregneten Nachmittag lege ich euch eine Homepage ans Herz, die sich dem Seelenleben von Plüschtieren widmet: Hier geht es zur Website.
Und dass Mobiltelefone, insbesondere Iphones, manchmal am Tourrette-Syndrom erkranken, hat folgende Seite schon erkannt.

Vor Jahren scheiterte ein Versuch von mir, meinen grünen Daumen zu kultivieren, daran, dass ich mir eine fleischfressende Pflanze mit Dachschaden gekauft habe. Die Venusfliegenfalle spuckte die von mir liebevoll gefangenen Fliegen immer wieder aus. Ganz klar, meine Audrey II hatte Bulimie. Das kommt davon, wenn man sein Grünzeugs nicht im Fachhandel, sondern im Baumarkt kauft. Nachdem auch meine Versuche, sie mit Tofufliegen zu einem Veganer umzuerziehen, nicht fruchteten, verhungerte sie kläglich.

Auch die Technik hat bedenkliche psychische Störungen. Zum Beispiel hat mein Navi, gekauft von meinem Lieblingsdiscounter Hofer, eine Art postpubertären Freiheitsdrang. Dieser wirkt sich dahingehend aus, dass das Gerät manchmal nicht den naheliegendsten sondern sehr alternative Wege vorschlägt. So wird die Autofahrt zu einer Geduldsprobe, falls doch der Güter Weg anstatt der Schnellstraße genommen wird. Außerdem wird jeder Ausflug zu einem kleinen Abenteuer, wenn es plötzlich mitten auf der Autobahn heißt "wenn möglich, bitte wenden". Ich weiß nicht, ob mein Navi schon immer suizidgefährdet war, oder erst seit es bei mir ist. Und es stellt sich die Frage, ob vielleicht teurere Systeme fester im Leben stehen?


Doch dieses tragische Erlebnis ist bei mir kein Einzelfall
Neulich kaufte ich mir eine Überwachungskamera (Da gab es ein tolles Angebot bei Hofer). Die Kamera nimmt alles auf, was ihr vor die Linse kommt, darüberhinaus schickt sie noch eine Email, wenn etwas Interessantes passiert. Das versprechen zumindest Prospekt und Anleitung.
Gute Idee, dachte ich mir, stell ich die Kamera mit Blick zur Tür, und wenn ein Einbrecher auf  Kaffee und Kuchen kommen will (weil mehr gibt`s bei mir nicht), reagiert der Bewegungssensor der Kamera und ich bekomme sofort Fotos, die ich nur noch an das CSI Brigittenau oder die Aida weiterleiten muss.

Soweit die Theorie - denn offensichtlich passiert der Kamera bei meiner Tür zu wenig: sie schickt mir, manchmal bis zu 80 mal am Tag, Emails mit einer sich nicht bewegenden Wohnungstür. Also entweder spukt es bei mir, oder dieses technische Kleinod leidet an einem ausgewachsenen Aufmerksamkeitsdefizit. Außerdem scheint da noch eine kleine Borderline-Persönlichkeitsstörung dazuzukommen, denn wenn wirklich mal jemand die Wohnung betritt oder verlässt, schmollt die depressive Kamera vor sich hin und schickt nichts.
Jetzt werde ich regelmäßig nervös wenn die Kamera mal schweigt, weil dann die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Einbrecher da waren und das neurotische Ding mitgehen haben lassen.

Für mich wird der Fachhandel immer verlockender.



Sonntag, 3. August 2014

Die Kartoffelodyssee



Durch eine glückliche Fügung war ich soeben mit meiner Liebsten ein paar Tage in einem unglaublich netten Wellness Hotel in Gmünd (hier der Link). Schon bei der Hinreise überlegte ich mir, was ich denn Passendes aus dem tiefsten Waldviertel mitnehmen könnte. Mohn kam seit meinem Erlebnis im Mohndorf Armschlag nicht in Frage (hier das Geschichtchen zur Erinnerung). Also dachte ich mir - das Waldviertel ist ja auch für Erdäpfel bekannt - ich nehme ein paar spezielle Kartoffelsorten, am besten in Bioqualität, mit. 

Am ersten Urlaubstag war ich deshalb nicht wellnessen, sondern setzte mich ins Auto, um nach einem Ort Ausschau zu halten, den ich liebevoll Gemüsestrich nenne. Gemeint sind jene Häuser oder Hütten, die am Straßenrand eben alle Arten von Gemüse und Obst anbieten. Nach ein paar Stunden, ohne ein einziges Schild für Kartoffeln gefunden zu haben, wurde mir die Sache langsam zu blöd, und bei der russischen Grenzstation kehrte ich um. 

Gleich nach dem Frühstück des zweiten Urlaubstags ging ich aufs Zimmer und befragte das Internet. Nach einer schier endlosen Suche kam ich auf mehrere Dinge. Erstens: die Zeit für Heurige Kartoffel ist genau jetzt im Juli/August. Zweitens: in einem Landstrich, wo die Industrialisierung noch nicht abgeschlossen ist, Kartoffelbauern mit einer Homepage finden zu wollen, ist leicht naiv. Und drittens wurde mir immer bewusster, dass es leichter ist, in diesem Landstrich waffenfähiges Plutonium zu bekommen als Kartoffeln. 

Am dritten Tag versuchte ich, das Personal des Hotels dazu zu bringen, mir ihre geheimen Kartoffelquellen zu verraten. Doch auch Dieses fruchtete nicht. Ich war inmitten einer Erdäpfelverschwörung. Die einen antworteten auf die Frage, wo sie ihre Kartoffel kauften, nervös "im Supermarkt", die anderen liefen einfach davon und waren nie mehr gesehen. 

Völlig frustriert und überhaupt nicht entspannt verließ ich das Hotel mit meiner Freundin kartoffellos und wir fuhren gen Wien. Um uns bei Laune zu halten, rechnete sich das Navi eine komplett andere Route als bei der Hinfahrt aus - quasi ein „Best of Waldviertler Dörfer“. So saß ich leise schluchzend am Beifahrerplatz, während meine Freundin den Weg durch allmählich größer werdende Ortschaften zurück in die Zivilisation suchte. Schon fast das Waldviertel verlassend (die Gaslaternen sind wieder Strommasten gewichen), machte sie in einem Ort eine so starke Vollbremsung, dass das nachkommende Pferdefuhrwerk kurz stehen bleiben musste. Aus meinem verheulten Augenwinkel sah ich ein Schild: "Bauernladen - offen". Nachdem ich abwechselnd die Straße und meine Freundin geküsst hatte, trocknete ich meine Tränen und betrat das Geschäft. 
Voller Freude sah ich auf Regale voller Mohnzelten, Tees, Waldviertler Whiskey und anderer Schmankerl aus der Region. Da ich keine Erdäpfel sah, fragte ich die Verkäuferin, wo sich ebendiese Schätze denn versteckten. Die Antwort traf mich völlig unvorbereitet - sie habe leider keine Kartoffel, aber wenn ich wollte, sie hätte noch eine Schuhschachtel Plutonium übrig.

Eine Welt brach für mich zusammen, aber wie es sich für einen Mann in meinem Alter gehört, ließ ich mir kaum etwas anmerken. Nach dem darauffolgenden zehnminütigen Wutanfall, der nur durch lange Pausen des Luftanhaltens unterbrochen wurde, hatte die Verkäuferin doch Mitleid mit mir. Sie führte mich in ein Hinterzimmer, welches mit Eierkartons ausgekleidet war. Ich gab mein Handy ab, wurde nach Abhörwanzen durchsucht und schwor (die rechte Hand auf dem Lagerhauskatalog 1968/69) dass ich die nun folgenden Informationen nie preisgeben werde. Dann verriet mir die Dame, dass ihre Mutter, stolze Besitzerin eines Herzschrittmachers, langsam dement werde und nebenbei noch Kartoffelbäuerin sei. Sie würde auch einem Wiener Kartoffeln verkaufen. Wir müssten nur einen kleinen Umweg von 50 Kilometern mit dem Auto und danach eine mehrstündige Wanderung über einen Klettersteig machen, und dann würden wir den Hof schon finden. Die Wegbeschreibung war auch einfach: zuerst gerade aus, dann zweimal links und beim Hundehaus rechts rein. Nach mehreren Stunden und der Erkenntnis, dass die Waldviertlerin mit Hundehaus das "Hyundai" Autohaus gemeint hatte, fanden wir tatsächlich den Hof samt Bäuerin. Nach einem geheimen Handschlag verkaufte uns diese tatsächlich 10 Kilo Bioepfi, die sie liebevoll aus einem Kübel neben der Schweinetränke klaubte. 

Ich bin und bleibe ein Glückskind, ich hatte meine Erdäpfel, und musste nicht einmal in Schilling zahlen! Zu Hause angekommen gab es ein Festmahl aus Erdäpfelpuffer, Lachs und Apfelmus. Das Rezept gibt es nach einem feierlichen Schwur auf den aktuellen Lagerhauskatalog.

Das harterkämpfte Abendessen



  
der heilige Gral des Waldviertels in neutraler Verpackung


Dienstag, 24. Juni 2014

Ole, ole, ole - waka waka


Ja ich weiß, es ist fast ein Jahr her, dass ich etwas in diesem Blog geschrieben habe, aber mein Leben war blogerzähltechnisch einfach ereignislos.
Also erlebt habe ich schon einiges - Ich habe die Frau fürs Leben gefunden - und zur Abwechslung sieht Sie das auch so. Seither verbringe ich privat eine sehr harmonische Zeit. Aber damit wäre die Geschichte auch schon wieder erzählt.

Nun ist mir letztes Wochenende was passiert, das so unglaublich war, dass es ein Geschichtchen mit einer so reißerischen Überschrift wert wäre, wie sie momentan überall auf Facebook herumgeistern. Was mir atemberaubendes geschehen ist, rührt mich zu Tränen - lest selber:

Ich-habe-ein-Fußballspiel-gesehen! 
Also ganz, von Anfang bis Ende, die ganzen gefühlten fünf Stunden.
Und es war die ganze Zeit total spannend, also zumindest die, die ich wach war. Es war dieses unglaublich wichtige Spiel, zwischen den roten und den weißen Spielern, wo es um den Aufstieg von den Weißen ging, oder doch von den Roten? Die Details habe ich nicht ganz verstanden. Ist auch egal, das Match ging unentschieden aus, somit war das Spiel auch irgendwie egal, wobei jetzt doch noch irgendwer ins Achtelfinale aufsteigen darf, und zwar aufgrund der Tordifferenz. Wie es bei Gleichstand eine Tordifferenz geben kann, ist eines der Rätsel des höheren Fußballes, welche mir verschlossen bleiben.
 Man kann diese Fußballmeisterschaft auch wirklich kaum ausblenden. Sitzt man z.B. nach einem harten Arbeitstag irgendwo arglos in der Abendsonne, und lauscht dem Vogelgezwitscher, kann man mitunter hochschrecken, weil plötzlich lautes Geschrei aus mehreren Häusern kommt.
Zuerst dachte ich ja, Putin und sein Heer sind in der Ukraine falsch abgebogen, und stehen vor den Toren von Wien, und suchen zwischen den Schildern von "Ihr Küchenmeister" und "Teppichland und Fließen City" wieder den Weg nachhause. 
Inzwischen weiß ich, die Ursache für so einen spontanen urschreiseminartauglichen Ausbruch liegt in einem geschossenen Tor, vermutlich von einem weißen Spieler.
 Nachdem mein gesamter Freundeskreis derzeit am Fernseher hängt wie weiland Harald Junke an der Flasche, habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder verbringe ich das nächste Monat als Einsiedler, oder ich lade zu einem Fußball Abend. So habe ich wenigstens etwas Ansprache, wenn gerade beim Fußball Pause ist. 

So kam ich eben am Samstag in den Genuss von dem Spiel Weiß gegen Rot. Was ich ja überhaupt nicht verstehe, egal wann ein Spiel läuft, es spielt immer Weiß gegen Rot, dafür tragen sie so bunte Schuhe, dass sogar der Blindenhund jault. Wobei manche sogar zwei unterschiedliche auf einmal tragen. Meine Mutter hätte mich als Kind nicht einmal mit zwei unterschiedlichen Socken, geschweige denn zwei unterschiedlichen Schuhen, außer Haus gehen lassen. Aber bitte - was weiß ich schon von fussballschuhtechnischen Vorteilen. Vielleicht braucht der Spieler einen blauen und einen gelben Schuh, damit er weiß, wo rechts und links ist, wer weiß....

Auf jeden Fall hat mich der Samstag total verändert, es gibt keinen Tag wo ich nicht am Abend alle Spiele und am darauffolgenden Vormittag die jeweilige Wiederholung anschaue. und ich freue mich schon wahnsinnig auf das Finale. Zum einen glaube ich dass eine weiße Mannschaft gegen eine rote gewinnt, und zum anderen ist nachher für zwei Jahre wieder Frieden.



 



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