Freitag, 28. September 2012

Die Frau Sokol

Nach langer Zeit sitze ich wieder im Kaffeehaus Aero. Dies befindet sich einen Steinwurf weit von meiner Wohnung, und ist ideal für ein schnelles Frühstück bzw. wenn man aus der Wohnung flüchten will.
Zweiters war heute der Fall, und wurde mit einem langen Frühstück verbunden, denn ich muss mich vor meiner Haushälterin verstecken.

Was viele nicht wissen, bevor ich diesen Blog geschrieben habe, also kurz nach dem Krieg, habe ich regelmässig Einladungen zu Soireen ausgesprochen, und in den Texten ging es eben oft um die Erlebnisse mit Frau Sokol.

Und deshalb ist es längst überfällig das ich ihr das heutige Geschichtchen widme:

Frau Sokol kommt aus Tepliz-Schönau und ist seit der Kaiserzeit bei uns in der Familie die Haushälterin, dabei ist sie unverändert 50 Jahre alt geblieben. Nach einen längeren Kuraufenthalt (ist ist halt nicht mehr die Jüngste) ist gerade in meiner Wohnung um da mal für Ordnung zu sorgen. Deshalb bin ich eben geflüchtet, weil da bin ich nur im Weg.

Durch eine Haushälterin ersprart man sich unglaublich viel Arbeit, die in einem herrschaftlichen Hause wie dem meinen so anfällt. Sie Putzt, kocht, wäscht, streicht die Jacht, melkt die Küche, striegelt die Lipizaner, macht den Einkauf am Markt und auf der Börse, vergräbt die Leichen im Garten und füttert die Kinder im Keller. Der Nachteil daran, vorallem bei Frau Sokol, man verliert jedes Mitbestimmungsrecht in seiner Wohnung. "Nein Stefan, die Socken gehören in den linken Kasten und wie räumst du denn die Töpfe ein - ich sag dir wie das geht". Auch bei Wandfarben kommen wir uns immer in die Haare.

Deshalb kann ich auch Ostern nicht abgewinnen - ich suche 365 Tage in meiner Wohnung, dafür ist es sauber, die Wandfarben pastell  und die Kinder satt.

Wobei "im Weg stehen" ist ja nur die halbe Wahrheit. Frau Sokol hat sich auf ihrer Kur nämlich in einen Hofrat verliebt, und jetzt fragt sie mich um Beziehungstipps. Das sind Gespräche die man mit seiner Putzfrau nicht führen will! "Stefan, er hat mir seine Handynummer gegeben und ich soll ihm eine SMS schicken - was ist eigentlich ein Handy?" und "Er ist doch Hofrat, was will er mit einer Haushälterin wie mir?"
"Wahrscheinlich eine saubere Wohnung, liegt mir dann auf der Zunge" aber das wäre fies, ausserdem hat sie ja wirklich kaum Geld.

Aufgrund meines Jobs, kann ich ihr ja nur sehr wenig bezahlen, und sie kommt auch nur noch zu mir, weil sie, so wie Dobby bei Harry Potter, quasi an das Haus gebunden ist.

So Frühstück ist fertig, ich hoffe meine Wohnung ist noch auf der gleichen Stelle, und die Schlüssel sperrn noch - zu hoffen mehr wiederzuerkennen wäre naiv.


Sonntag, 23. September 2012

Grüße aus dem Exil


Hi Leute!

Zu Beginn das übliche Sorry wegen der langen Pause, aber ich doktere jetzt schon seit Wochen an einem Geschichtchen herum, welches mir nicht gelingen mag.
Dafür schreibe ich euch heute live von meinem Kurzurlaub in Düsseldorf.

Ich muss gestehen, ich habe mich auf diesen Urlaub zwar sehr gefreut, aber nicht wirklich vorbereitet. So habe ich weder Geld gewechselt noch Glasperlen für die Eingeboren gekauft, aber inzwischen werden ja fast überall Euro akzeptiert und wenn man nicht gerade nach Griechenland fliegt, bekommt man sogar Retourgeld.
Auch mit den lokalen Riten und Gebräuchen habe ich mich nur rudimentär auseinander gesetzt. Aber Dank einer Dokumentation über den Ballermann kann ich zumindest Balzrituale von Tänzen gegen schlechtes Wetter unterscheiden.

Geflogen bin ich mit der AUA, an sich ein angenehmer Flug, nur hatten wir gut eine halbe Stunde Verspätung, weil wir die letzen 20 Kilometer mit dem Bus gefahren sind. Der Pilot ist weiter östlich gelandet. Kürzlich wurde ein Flugzeug wieder mit Speeren angegriffen, und er wollte nicht schon wieder einen Krieger von der Scheibe wischen.

Abgeholt wurde ich von Veronika, die hier als Anthropologin eine Flussbiegung erforscht und nachdem wir in ihrem Basiscamp meine Sachen deponierten, ging es schon mit einer kleinen Tour durch das Zentrum der Siedlung.

Zuerst haben wir Speisen zu uns genommen, die typischerweise von Bewohnern dieser Region zu sich genommen werden.
Veronika aß Tagiatelle al Tartufo – ich Pizza.
Danach ging es zu einem großen Fest – Am Ende jeder Woche treffen sich die Düsseldorfer und feiern, dass die Arbeitswoche vorbei ist. Da sieht man wie abergläubisch Naturvölker sein können: Aus Angst, dass am nächsten Tag die Sonne nicht mehr aufgeht, nehmen sie Unmengen an Bier zu sich. Aber Anstelle dass dies, wie in Wien üblich, in einer Krügerl Verpackungseinheit verkauft wird, gibt’s dies hier nur in 0,2 Liter Gebinde. Das bedeutet man steht ewig in einer Schlange um ein Bier zu bekommen, und wenn man es in Händen hat, kann man sich gleich erneut anstellen.

Aber spätestens als es auf die Tanzfläche ging, wusste ich das ich in Deutschland bin.
Anstelle, dass die Leute hier tanzen, stehen sie nur herum. Die paar die sich bewegten, hatten so viel Elan in den Hüften, als wären sie bei einem Aufmarsch zum Reichsparteitag.

Dieses Foto habe ich im Geheimen gemacht, damit keiner glaubt, dass ich seine Seele rauben will.
Stehende Deutsche auf der Tanze mit guter Mucke.



Nachdem das Reinland ja so in sich geschlossen ist, sind die Eingeboren sehr zutraulich.
Ich habe in den zwei Tagen mindestens 10 neue beste Freunde kennengelernt und auch wenn die am nächsten Tag nicht mehr meinen Namen wissen, werden sie immer einen Platz in meinen Herzen haben.
.
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de