Dienstag, 30. Juli 2013

Big Brother

"Wann schreibst du endlich wieder einen Blog?" fragte mich die völlig unbekannte Stimme mit amerikanischem Akzent am anderen Ende der Leitung. "Mir ist fad, und auch die Wodkavorräte vom Moskauer Transitbereich gehen irgendwann zu Ende…" 

Zugegeben, ein bisschen überrascht war ich schon über so viel prominente Aufmerksamkeit, aber zumindest weiß ich jetzt, warum ich so viele Zugriffe aus Amerika habe. 
Bis jetzt dachte ich, dass ich tatsächlich 7500 Freunde habe, die meinen Blog lesen, aber jetzt ist es klar - ich werde abgehört und seit dem Telefonat sogar beschattet. 

Auf der Habenseite spart das natürlich eine teure Alarmanlage, und dunkle Gassen machen mir auch keine Angst mehr. Und als neulich mein Auto auf der Autobahn nicht mehr anspringen wollte, waren die Jungs sehr schnell zur Stelle. Ohne viel zu Murren haben die mich bis nach Hause abgeschleppt (die Adresse hatten sie ja schließlich schon) 

Fürs Privatleben ist das Ganze aber nicht so gut, ich finde, es erzeugt einen gewissen Erfolgsdruck, wenn man weiß, dass sein Schlafzimmer videoüberwacht ist. Und manche Frau ist etwas verstört, wenn ich zwar zum romantischen Candle-light Dinner einlade, aber dann für 8 Personen gedeckt habe. 
Außerdem muss ich mich neuerdings sogar rechtfertigen, wenn ich später heimkomme - Überstunden bei Beamten sind schließlich teuer! Auch meine Formulierungen in Emails oder Facebookposts werden mal gerne diskutiert. 

Womit wir beim Telefonat mit meinem Freund Edward Snowden wären - er erzählte mir, wie weit heute die Überwachung schon geht. Nicht nur meine Emails und Facebookposts werden nach geheimen Botschaften und Rechtschreibfehlern durchsucht, sondern mein ganzes Leben wird überwacht. 

So wurde mir zum Beispiel im Auto ein Gerät eingebaut, das anzeigt, wann der Sprit ausgeht – ist das zu fassen! Und ein Rudel Satelliten sieht durch mein Handy immer, wo ich gerade bin! Egal, welche Zeitung oder Buch ich lese - spezielle Agenten mit dem Decknamen Lektoren HABEN die schon gelesen. Selbst wenn ich in einen Aufzug einsteige, kontrolliert eine geheime Organisation, ob ich nicht zu blad bin und das Gewicht von 6 Leuten überschreite. 

Gegen diesen Wahnsinn muss man etwas unternehmen!! Deshalb packe ich, kaum bin ich zuhause, mein Handy in Alufolie und lege es in den Tiefkühler. Ich nehme es nur noch zum Telefonieren raus - oder wenn ich einen Drink kühlen will. Außerdem kommuniziere ich nur noch mit der BB-Sprache – das soll erst mal einer knacken. Weiters habe ich meine Wohnungswände mit Eierkartons ausgekleidet, damit die Satelliten mich nicht sehen, und Emails schreibe ich nur noch in Spiegelschrift. Seid froh, dass ich mich in diesem Blog zurückgehalten habe. 

Vielleicht ziehe ich einfach in den Keller, um die Überwachung zu umgehen, aber gerade in Österreich macht man sich mit sowas erst richtig verdächtig. 

Also falls ich jetzt länger wieder nichts schreiben sollte, liegt es vermutlich daran, dass ich gerade in Guantanamo Unterwasserreden lerne, oder Wodka am Moskauer Flughafen verkoste.







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