Dienstag, 26. Juli 2011

Cool Running

Gleich zu Beginn ein Sorry an meine treuen Leser (an alle beide), weil ich letzte Woche kein Geschichtchen geschrieben habe. Aber letzte Woche war ich auf Sommerfrische in der Steiermark, wobei man das durchaus wörtlich nehmen kann. Aber nachdem ich ja im Februar in Indien war und es dort bekanntlich mehr als 30 Grad hatte, bin ich schon sehr froh, dass es jetzt ein bisschen kühler ist.

Ich verstehe das Gemotze über das aktuelle Wetter überhaupt nicht! Als ich gestern in die Stadt gefahren bin, um mir ein paar heiße Maroni und etwas Glühwein zu kaufen, habe ich kaum gefroren unter meinem Norwegerpulli, Mütze und Handschuhen. Gut, ich hatte Glück, untertags war die Donau noch nicht zugefroren und ich war zu Hause, bevor der Schneesturm richtig eingesetzt hat. Man muss sich halt anpassen und richtig  anziehen. Ich glaube ja, AmyWinehouse ist erfroren, weil sie keine Mütze angezogen hat (I say no. no, no).

Man sollte auch immer versuchen, das Beste aus jeder Situation zu machen. Nach dem Motto, Sommer, Sonne und Strand sind wo ich bin, habe ich mir gestern zwei Tonnen Sand liefern lassen und in der Wohnung verteilt, dank der kostengünstigen Fernwärmeheizung konnte ich die Zimmer auf angenehme 35 Grad heizen, und dazu habe ich mir 4 alte Röhrenfernseher gekauft, damit ich von allen Seiten braun werde. Mit ein wenig Silikon hab ich den Schrankraum soweit dicht bekommen, dass ich Wasser einlassen konnte. Das Bügelbrett erwies sich als guter Sprungbrett-Ersatz. Und damit die Urlaubsstimmung perfekt war, kaufte ich mir noch einen großen Becher Eis am Schwedenplatz - den konnte ich locker nach Hause tragen, ohne die Kühlkette zu unterbrechen.

Gut, dieses Verhalten stößt nicht überall auf Wohlwollen. Ein Typ von Greenpeace war bei mir und meinte, dass das permanente Heizen sowie die gar nicht mal so günstige Lieferung von im Toten Meer gewaschenem Südsahara-Sand den Treibhauseffekt gefährlich fördere. Ich hab ihn daraufhin mittels 3 Dosen Haarspray und den Worten "wenigisten einer macht was dafür!" aus der Wohnung gejagt. Seitdem wird meine Wohnung von drei Blauwalen, die von 50 Aktivisten befeuchtet werden, belagert. Aber, um es mit den Worten eines vom Aussterben bedrohten Indianerstammes zu sagen: erst wenn die letzte Ölbohrplattform geschlossen ist und die letzte Tankstelle dicht macht, werdet ihr merken, dass man nachts bei Greenpeace kein Bier kaufen kann!!!
Ich wünsche euch allen noch eine nette "Sommer"-Zeit, und spätestens zu Weihnachten hat´s dann sicher angenehme 20 Grad!


Mittwoch, 13. Juli 2011

Manta Manta

Heute sitze ich nach einer halben Ewigkeit wieder einmal im Café Korb. Das Korb ist ja vor allem deshalb ein sehr untypisches Altwiener Kaffeehaus, weil hier die Kellner super nett sind und man sich nicht devot entschuldigen muss, wenn man etwas bestellen mag. Im Übrigen habe ich innerhalb von 5 Minuten mein Frühstück bekommen und mein E-Bike neuen Strom. Besonders bei einem Wetterchen wie diesem sitzt es sich besonders nett vor dem Lokal. Hier kann man zu seiner Melange und einer Zigarette auch noch die Leute rundherum beobachten. Und da sind vor allem jene besonders interessant, die mit Autos herumkreisen.

Autofahren - oder jetzt auch Radfahren - finde ich in Wien ja besonders spannend. Wir finden in dieser Großstadt folgende Typen von Verkehrsteilnehmern:
Fahrer mit Liebe zur Titanic
Sie fahren, als würden sie um jeden Preis den nächsten Eisberg rammen wollen, außerdem rufen sie im Geiste bei jeder grünen Ampel "Ich bin der König der Weeeeeeelt!"

Mäner mit Egoproblem:

Da gibt`s echt eine Menge davon! Erkennbar an gaaaanz großen Autos und kleinen - naja - Nasen. Mein kleiner Ford Ka war zwar eher ein Handmixer mit Rädern und Außenbordmotor als ein Auto, aber in der Stadt recht ein Flitzer. Und mir ist es mal am Ring passiert, dass ich halt bei einer Ampel recht zügig weggekommen bin und mich dann nach ein paar Sekunden ein Typ mit hochrotem Kopf, BMW und seeeehr kleiner Nase überholt hat ....

Lebensmüde:
Vor allem unter Fußgängern ist dieser Typ sehr beliebt. Meistens vor Gewittern gehen diese unmotiviert und recht spontan vom Gehsteig runter auf die Straße. Ich verstehe schon, dass man in Wien manchmal sein tristes Dasein beenden möchte - aber warum ausgerechnet auf oder unter meiner Motorhaube??

Gymnasiallehrer:
Die dürfen anscheinend frei herum laufen. Man erkennt sie daran, dass sie jedem - und im Speziellen mir - erklären, warum sie im Recht sind und man selber nicht. Und darüber hinaus auch noch, was man besser machen muss. Damit es pädagogisch wertvoll bleibt, werden diese Tipps schreiend artikuliert.

pragmatisierte Gymnasiallehrer:
Das sind Fälle im fortgeschrittenen Stadium. Wie oben beschrieben, nur wird im Auto bei verschlossenen Fenstern und unabhängig von eventuellen Zuhörern oder eben rekrutierten Schülern geschrien.

Katholische Priester:
Diese erkennt man daran, dass sie bei jedem Manöver von anderen immer die Hände gen Himmel werfen und Stoßgebete intonieren. Wichtig: wenn beim Auspuff weißer Rauch rauskommt, fährt der Papst mit!

Die Kontaktfreudigen:
Erkennt man im besonderen auf der Autobahn, wenn man mit 140 Sachen unterwegs sind, und deren Stoßstange schon auf meinen Rücksitzen sind.

Die Vorsichtigen:
Zum Unterschied zu den Kontaktfreudigen bemühen sich diese dass niemand zu schnell auf der Autobahn fahren kann. Deshalb fahren sie mit rund 100 km auf der linken oder mittleren Spur. Dies sorgt auch bei anderen Verkehrsteilnehmern immer zu unglaublicher Gelassenheit.

Die Ultravorsichtigen:
Sie sind gaanz leicht im Winter zu erkennen: wenn die erste Schneeflocke fällt, bremsen sie sich auf Schritttempo zusammen, damit am Gürtel auch ja nix passieren kann - es könnten sich ja ein paar Schneeflocken zusammen tun und einen auf Grönland machen!

Die Ultra-Ultravorsichtigen:
Falls einem dieser Fahrer mal der Autositz auf die Autobahn plumpst, haben sie demselben schon mal die Sicherheitsweste umgeschnallt!

Die Multitasker: Diese Gruppe macht eine oder mehrere dieser Tätigkeiten parallel zum Autofahren und mir Angst:
Facebookstatus aktualisieren
essen und telefonieren
Fingernägel lackieren
Im Plan nachschauen
Radiosender nach Alphabet sortieren
sich rasieren oder föhnen
ein Kind zeugen
etc.

Obdachlose Discobesitzer:
Diese doch recht große Randgruppe lebt diese "Berg/Prophet-Philosophie", frei nach dem Motto, wenn du nicht in die Disco willst, komme ich mit meinem Auto vor deinen Schlafzimmerbalkon und mache Disco bis zum Tinnitus. Ob bei diesem Typ auch die Nase klein ist, weiß ich nicht - aber auf alle Fälle das Trommelfell! Sie haben außerdem meist Migrationshintergrund und einen 3er BMW. Ob da ein kausaler Zusammenhang besteht, weiß ich nicht, vermutlich liefert die Karre einfach genug Strom, und in der Türkei gibts keinen anderen Autos.

Leute mit Angst vor Kurven:
Oder wie der Experte sagt: Arcusphobiker mit Bulimie! Vor denen muss man sich hüten. Wenn eine Kurve kommt - brechen die aus!

Vorsicht aber nicht nur vor denen! Wie in meiner Jugend gelernt gibt es ja Verkehrsteilnehmer, auf die man besonders aufpassen muss und die vom Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen sind. Hierzu zählen Kinder, alte Menschen und Betrunkene. Beim Autoverkehr zählen zu dieser Gruppe zusätzlich
Fahrschulautos, Taxifahrer, Diplomaten, Mann mit Hut oder Baseballkappe, alle Autos, wo in der Rückscheibe ein Klorollenhut oder ein Wackeldackel drin oder das Pickerl "Ich bremse auch für Tiere" draußen ist, sowie alle Autos, bei denen das Kennzeichen mit KO oder GF anfängt.

Ich habe ja meinen Autoschlüssel an den Nagel gehängt und bin jetzt glücklicher Besitzer eines E-Bikes. So kann man zwar keine Frisösinnen abstauben, aber vielleicht habe ich ja im 3.Welt-Laden Glück. Außerdem ist
man damit sehr schnell unterwegs in Wien und Parkplätze sind auch kein Problem. Also brauche ich momentan kein Auto, aber nachdem ich aber langsam auf die 40 zulaufe, kaufe ich mir sicher demnächst einen
Sportwagen!

Vor kurzem bin ich schon mal einen De Lorean testgefahren. Aber der heißt auch nix.
Das Lenkrad wackelt, die Gänge gehen streng rein und bei 140 Km/h (88 Meilen) verschwindet der einfach ....

Mittwoch, 6. Juli 2011

Job Rotation

Da ich gerade seit einer halben Ewigkeit im Café Florianihof sitze und den hüschen Kellnerinnen nach- und zuschaue, kreisen heute meine Gedanken um die Arbeit. 
Es gibt ja in diesem Land sehr viele Menschen, die mit ihrem Job unzufrieden sind. Soziologen, die mit ihrem Job in der Systemgastronomie unglücklich sind, Manager, die lieber eine Golfkarriere anstreben würden, Beamte, die etwas mit Bewegung machen wollen, oder (Achtung Monty Python Insider!) Frisöre, die lieber Holzfäller werden wollen.

Ich habe ja grundsätzlich einen recht feinen Brotverdienst, aber mitunter ärgere ich mich natürlich auch. (Apropos ärgern, nach 20 Minuten in diesem Kaffeehaus frage ich mich gerade, mit wem ich hier schlafen muss, um einen Kaffee zu bekommen. Was ich für ein Frühstück machen muss, will ich ja gar nicht mehr wissen - vermutlich eine Niere spenden.)

Wo war ich? Ach ja, bei meinem Job. IT-Projektmanager lässt sich am besten beschreiben als eine Melange aus Montessori-Kindergärtner, Schulwart, Dompteur und Escortservice mit Computerführerschein. Aber für die Momente, in denen ich mich über Arbeit oder Kollegen ärgere, habe ich eine ideale Therapieform endeckt, die ich euch heute vorstellen möchte.

(Oh Wunder! Ich habe ein Frühstück bekommen und besitze noch immer alle Innereien und meine Selbstachtung!)

Und zwar nennt sich diese Form der Heilung "Unterschiedliche Interaktion mit der österreichischen Post". Als Einstieg in diese Therapie eignet sich "Ein Packerl bei dem Lieferanten seiner Wahl bestellen".
Nach der Bestellung kommt nach unterschiedlich langer Zeit ein gelber Zettel ins Haus geflattert. Falls man besonderes Glück hat, bekommt man diesen beim Verlassen der Wohnung mit der Information, dass man soeben in ebendieser nicht anzutreffen war.
Diese Übung lehrt, dass es unterschiedliche Realitäten gibt. Nur dass man glaubt, in der Wohnung gewesen zu sein, heißt noch lange nicht, dass es so WAR.

Mit dem Zettel ausgestattet, geht man nun zu dem Postamt, welches da beschrieben steht. Dies kann variieren - beim letzen Mal stand bei mir ein komplett anderes als sonst. Hier lernt man, geistig flexibel zu bleiben und
sein Hirn mit immer neuen Situationen zu konfrontieren. Im Postamt angekommen, gibt es dann 4 - 8 Schalter, bei denen je ein Postbeamter sitzt und gerade Mittagspause hält, den einzig offenen Schalter erkennt man an der Schlange, die bis zur Tür ragt.
Hier lernt man gleich zwei Dinge: man kann sich gar nicht genug Zeit zum Essen nehmen! Ich nehme mir meistens einen kleinen Picknick-Korb und einen Rucksack mit gut gekühlten Getränken  mit, um auch die kurze Wartezeit in der Schlange zu überbrücken. Außerdem bekommen auch andere Mitansteller schon nach wenigen Stunden etwas Durst und so kann man seinen Altruismus schulen oder ein Taschengeld dazuverdienen. Womit wir schon bei der zweiten Sache wären: stehende Meditation! Man lernt durch innere Gelassenheit die Farbenspiele, die durch den Lauf der Sonne eines Tages entstehen, kennen und lieben!
Ist man dann beim Ziel seiner Wünsche angelangt, gibt man dem Postbeamten den gelben Zettel (daneben noch einen Ausweis, Lebenslauf, einwandfreien Leumund und eine Bestätigung seines Notars, dass der Postler im Testament berücksichtigt wurde).

Hier gibt es unterschiedliche Verläufe der Therapie. In meinem Fall bekam ich die Information, dass hier kein Packerl für mich läge. Dadurch lernt manmit Rückschlägen, Wut, abgrundtiefer Niedergeschlagenheit und Mordphantasien in denen oft die Farbe Gelb vorkommt umzugehen. Im spielerischen Dialog muss man nun versuchen herauszufinden, WO sich das Packerl befindet. 
Nun wird die Nummer, die auf dem Zettel geschrieben steht, relevant. Auf meinem Zettel stand sie in einer Mischung aus Altgotisch und Ägyptischen Hieroglyphen - und die Postlerin fand konsequent heraus, dass ich an der unleserlichen Schrift selbst Schuld habe
So lernt man auch als Single die Vorteile einer Beziehung kennen.

Nun geht es ums Prinzip "wer suchet, der findet" und man muss jetzt sein Gegenüber von diesem Prinzip überzeugen.
Neben dieser Überzeugsarbeit übt man auch die Technik der Deeskalation - zum einen die Postlerin weiter zum Suchen zu animieren und gleichzeitig den meuternden und hungrigen Mob, der noch immer wartet, in Schach zu halten.

Nach rund 30 Minuten Telefonat der Postlerin mit der Zentrale, dem Vatikan und der NASA wurde herausgefunden, dass mein Packerl eh in der Filiale die neben der Wohnung liegt hinterlegt ist. An diesem Punkt lernt man seine doch kleine Stellung im Kosmos kennen dass wir alle fremdbestimmt sind und der freie Wille eine Illusion ist.

Nachdem ich meine Vorräte aufgefüllt habe, mich frisch rasiert und noch eine Woche Urlaub genommen habe, bin ich in Richtung meiner "normalen" Filiale aufgebrochen. Der Geist ist ja ein Gewohnheitstier, und so lernt es neue Dinge nur durch ständige Wiederholung. Zum Glück konnte ich das Erlernte nochmals in der zweiten Filiale wiederholen.
Hat man nun sein Päckchen in der Hand, kann man heimkehren, um seinen Partner und seine Kinder, die inzwischen größer geworden sind, in die Arme schießen. Und die wenigen Wochen bis zur Pension kann man sich freuen einen Job in einer vernünftigen Firma zu haben. 

Wenn´s wirkich wichtig ist, dann lieber mit der Post.







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