Mittwoch, 13. Juli 2011

Manta Manta

Heute sitze ich nach einer halben Ewigkeit wieder einmal im Café Korb. Das Korb ist ja vor allem deshalb ein sehr untypisches Altwiener Kaffeehaus, weil hier die Kellner super nett sind und man sich nicht devot entschuldigen muss, wenn man etwas bestellen mag. Im Übrigen habe ich innerhalb von 5 Minuten mein Frühstück bekommen und mein E-Bike neuen Strom. Besonders bei einem Wetterchen wie diesem sitzt es sich besonders nett vor dem Lokal. Hier kann man zu seiner Melange und einer Zigarette auch noch die Leute rundherum beobachten. Und da sind vor allem jene besonders interessant, die mit Autos herumkreisen.

Autofahren - oder jetzt auch Radfahren - finde ich in Wien ja besonders spannend. Wir finden in dieser Großstadt folgende Typen von Verkehrsteilnehmern:
Fahrer mit Liebe zur Titanic
Sie fahren, als würden sie um jeden Preis den nächsten Eisberg rammen wollen, außerdem rufen sie im Geiste bei jeder grünen Ampel "Ich bin der König der Weeeeeeelt!"

Mäner mit Egoproblem:

Da gibt`s echt eine Menge davon! Erkennbar an gaaaanz großen Autos und kleinen - naja - Nasen. Mein kleiner Ford Ka war zwar eher ein Handmixer mit Rädern und Außenbordmotor als ein Auto, aber in der Stadt recht ein Flitzer. Und mir ist es mal am Ring passiert, dass ich halt bei einer Ampel recht zügig weggekommen bin und mich dann nach ein paar Sekunden ein Typ mit hochrotem Kopf, BMW und seeeehr kleiner Nase überholt hat ....

Lebensmüde:
Vor allem unter Fußgängern ist dieser Typ sehr beliebt. Meistens vor Gewittern gehen diese unmotiviert und recht spontan vom Gehsteig runter auf die Straße. Ich verstehe schon, dass man in Wien manchmal sein tristes Dasein beenden möchte - aber warum ausgerechnet auf oder unter meiner Motorhaube??

Gymnasiallehrer:
Die dürfen anscheinend frei herum laufen. Man erkennt sie daran, dass sie jedem - und im Speziellen mir - erklären, warum sie im Recht sind und man selber nicht. Und darüber hinaus auch noch, was man besser machen muss. Damit es pädagogisch wertvoll bleibt, werden diese Tipps schreiend artikuliert.

pragmatisierte Gymnasiallehrer:
Das sind Fälle im fortgeschrittenen Stadium. Wie oben beschrieben, nur wird im Auto bei verschlossenen Fenstern und unabhängig von eventuellen Zuhörern oder eben rekrutierten Schülern geschrien.

Katholische Priester:
Diese erkennt man daran, dass sie bei jedem Manöver von anderen immer die Hände gen Himmel werfen und Stoßgebete intonieren. Wichtig: wenn beim Auspuff weißer Rauch rauskommt, fährt der Papst mit!

Die Kontaktfreudigen:
Erkennt man im besonderen auf der Autobahn, wenn man mit 140 Sachen unterwegs sind, und deren Stoßstange schon auf meinen Rücksitzen sind.

Die Vorsichtigen:
Zum Unterschied zu den Kontaktfreudigen bemühen sich diese dass niemand zu schnell auf der Autobahn fahren kann. Deshalb fahren sie mit rund 100 km auf der linken oder mittleren Spur. Dies sorgt auch bei anderen Verkehrsteilnehmern immer zu unglaublicher Gelassenheit.

Die Ultravorsichtigen:
Sie sind gaanz leicht im Winter zu erkennen: wenn die erste Schneeflocke fällt, bremsen sie sich auf Schritttempo zusammen, damit am Gürtel auch ja nix passieren kann - es könnten sich ja ein paar Schneeflocken zusammen tun und einen auf Grönland machen!

Die Ultra-Ultravorsichtigen:
Falls einem dieser Fahrer mal der Autositz auf die Autobahn plumpst, haben sie demselben schon mal die Sicherheitsweste umgeschnallt!

Die Multitasker: Diese Gruppe macht eine oder mehrere dieser Tätigkeiten parallel zum Autofahren und mir Angst:
Facebookstatus aktualisieren
essen und telefonieren
Fingernägel lackieren
Im Plan nachschauen
Radiosender nach Alphabet sortieren
sich rasieren oder föhnen
ein Kind zeugen
etc.

Obdachlose Discobesitzer:
Diese doch recht große Randgruppe lebt diese "Berg/Prophet-Philosophie", frei nach dem Motto, wenn du nicht in die Disco willst, komme ich mit meinem Auto vor deinen Schlafzimmerbalkon und mache Disco bis zum Tinnitus. Ob bei diesem Typ auch die Nase klein ist, weiß ich nicht - aber auf alle Fälle das Trommelfell! Sie haben außerdem meist Migrationshintergrund und einen 3er BMW. Ob da ein kausaler Zusammenhang besteht, weiß ich nicht, vermutlich liefert die Karre einfach genug Strom, und in der Türkei gibts keinen anderen Autos.

Leute mit Angst vor Kurven:
Oder wie der Experte sagt: Arcusphobiker mit Bulimie! Vor denen muss man sich hüten. Wenn eine Kurve kommt - brechen die aus!

Vorsicht aber nicht nur vor denen! Wie in meiner Jugend gelernt gibt es ja Verkehrsteilnehmer, auf die man besonders aufpassen muss und die vom Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen sind. Hierzu zählen Kinder, alte Menschen und Betrunkene. Beim Autoverkehr zählen zu dieser Gruppe zusätzlich
Fahrschulautos, Taxifahrer, Diplomaten, Mann mit Hut oder Baseballkappe, alle Autos, wo in der Rückscheibe ein Klorollenhut oder ein Wackeldackel drin oder das Pickerl "Ich bremse auch für Tiere" draußen ist, sowie alle Autos, bei denen das Kennzeichen mit KO oder GF anfängt.

Ich habe ja meinen Autoschlüssel an den Nagel gehängt und bin jetzt glücklicher Besitzer eines E-Bikes. So kann man zwar keine Frisösinnen abstauben, aber vielleicht habe ich ja im 3.Welt-Laden Glück. Außerdem ist
man damit sehr schnell unterwegs in Wien und Parkplätze sind auch kein Problem. Also brauche ich momentan kein Auto, aber nachdem ich aber langsam auf die 40 zulaufe, kaufe ich mir sicher demnächst einen
Sportwagen!

Vor kurzem bin ich schon mal einen De Lorean testgefahren. Aber der heißt auch nix.
Das Lenkrad wackelt, die Gänge gehen streng rein und bei 140 Km/h (88 Meilen) verschwindet der einfach ....

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