Mittwoch, 21. August 2013

Ja ich will!

Neben Weihnachten und einem Sixth-Sense-mäßigen Romantikdinner alleine ist ja das Schönste für einen Single die Einladung zu einer Hochzeit. 

Nachdem der Aufreißspruch "Hey, darf ich dich auf was zum Trinken einladen und willst du in zwei Wochen mit mir auf eine Hochzeit gehen" eher zu panischen Fluchtversuchen als zu seriösen Gesprächen geführt hat und ich mir eine käufliche Begleitung nicht leisten wollte (ich habe zwar schon mit Drinks, Abendessen, Blumensträußen, Kurzurlauben, Paartherapie, Magengeschwür und Selbstachtung für Frauen bezahlt - aber noch nie mit Geld), musste ich dann doch alleine gehen. 

Also bin ich am Donnerstag zu der Hochzeit eines ganz lieben Schulkollegen gefahren. Gleich zu Beginn war die standesamtliche und im gleichen Aufwasch auch die kirchliche Hochzeit. Der Bräutigam war immer ein Freund von Effizienz - so war das Offizielle in einer guten Stunde gehoben. Mir war das sehr recht, denn wenn es einen nicht direkt betrifft, kann sich so ein Event auch wirklich ziehen. 
Ich schließe dann gerne die Augen und stelle mir "was wäre wenn“ vor. Zum Beispiel male ich mir aus, was passieren würde, wenn beim „Ja-Wort“ überraschenderweise „Nein“ gesagt wird. Werden dann die Geschenke wieder aufgeteilt, oder bewirft man sich mit Torte? Auch immer wieder spannend ist die Wahl der Begleitmusik. "Oh Happy Day" habe ich noch auf jeder Hochzeit gehört. Ich persönlich fände ja "Yesterday", "Still Haven't Found What I'm Looking For", "Highway to Hell" oder "Ana hat immer des Bummerl" um einiges origineller! 
Aber zurück zur aktuellen, straff durchgezogenen Feier. Die Zeremonie war recht nett, und nach einem in meiner Fantasie ausgetragenen Zweikampf zwischen dem Bräutigam und einem Hobbit wurden die Ringe getauscht, alle notwendigen Ja´s gesprochen und der gemütliche Teil konnte beginnen. 

Worüber bei Tisch geredet wurde? Richtig! Über den Hafen der Ehe und die lange Geschichte des Kinderkriegens. Zwei super Themen für einen Single, der nur Hafenrundfahrten macht und bei „Kinderkriegen für Dummies“ noch nie über das erste Kapitel hinausgekommen ist. Zum Glück kannte ich recht wenige Hochzeitsgäste, so blieb mir die Frage, "Und wann ist es bei dir soweit?" gottlob erspart. Dafür saß links von mir ein Verkäufer von Motorrädern - ein Thema, das bei mir soviel Interesse hervorruft wie das Liebesleben von Justin Bieber. 
Spätestens jetzt hätte ich mir gewünscht, dass ich vom Brautstrauß erschlagen würde, aber diese Tradition ist mir geschlechtertechnisch erspart geblieben. Wobei es eine gewisse Komik hatte, wie sich drei Frauen um die Blumen gerauft haben. 

Sonst blieb die Hochzeit aber spiel- und traditionsfrei. Auch sonst passierte nichts Außergewöhnliches mehr, und als ich mich restlos davon überzeugt hatte, dass das gehäufte Aufkommen williger süßer Brautjungfern bloß ein weiteres realitätsfernes Hollywood-Klischee ist, bin ich ins Auto gestiegen, habe meine Lieblings-CD von Justin Bieber aufgelegt und bin alleine nach Hause gefahren. 

Und sollte mich wieder einmal jemand zu seiner Hochzeit einladen: wäre es wirklich zu viel verlangt, auf ein ausgewogenes Verhältnis von altersmäßig passenden Singles zu achten? Damit würden auch die Chancen auf Gegeneinladungen zu weiteren Hochzeiten steigen, und man könnte ungeliebte Hochzeitsgeschenke elegant wieder loswerden…



Montag, 12. August 2013

Shake it baby!

Neulich war ich bei „Thirty Dancing“ im Volksgarten, und was soll ich sagen: mein Schock sitzt tief und es fällt mir schwer, darüber zu schreiben.

Wichtig ist, zu verstehen, dass dies eine Ü30 Party war. Was ich nicht bedacht habe: über 30 inkludiert auch jene über 40, über 50 und so weiter und so fort. Das hatte zur Folge, dass ich kaum Leute in meinem Alter getroffen habe. Dafür hab ich mich mit meinen 36 wieder sehr jung gefühlt.

Dass das Clubbing schon um 19 Uhr beginnt, fand ich recht positiv – dass schon zu diesem Zeitpunkt eine lange Schlange vorm Eingang war, hat mich aber doch überrascht.
Ich vermute, das Anstellen sind die Leute noch von der Essensausgabe im Zweiten Weltkrieg gewohnt. Der Vorteil ist jedenfalls, man kann einen netten Abend verbringen und ist trotzdem pünktlich zur zweiten Runde Bingo wieder im Heim.

Meine wunderschöne Begleitung und ich waren kurz vor 20 Uhr im Volksgarten drinnen. Nachdem wir 10€ Eintritt gezahlt hatten, bekamen wir einen Gratis Shot Alkohol mit Erdbeerzeugs und eine Testpackung Ilja Rogoff Knoblauch Dragees geschenkt. Außerdem wurde noch ein Stempel auf die rechte Hand gedrückt. Wohl damit auch demente Personen nie vergessen, wo sie sich befinden.
Dann sind wir an eine Bar und haben noch weitere Drinks bestellt. Das Personal war sehr zuvorkommend und höflich. Sie helfen, wo sie können und sprechen sehr langsam, laut und deutlich.

Mit den Drinks bewaffnet sind wir mal das ganze Areal abgegangen und haben geschaut, was alles geboten wird. Es gibt mehrere Tanzflächen, viele Bars, lauschige Plätze drinnen und draußen, einen Swimmingpool zum Anschauen, Blutdruckmessgeräte, Sauerstoffflaschen und eine Dialysestation.
Nachdem meine Begleitung und ich uns an einem Werbestand für Rheumakissen und Heizdecken ein wenig informiert hatten, haben wir uns ein paar Gesundheitsstühle geschnappt und uns das Publikum angeschaut.
Um es mit den Worten von Eckhard von Hirschhausen zu sagen: was da schminktechnisch mit einigen Mädls aufgeführt wurde, dafür kommt jeder Gebrauchtwagenhändler in den Knast!
Aber nicht nur manche Frau sah aus, als würde sie hauptberuflich im Zirkus Krone auftreten, auch bei vielen Männern stand "midlife crises" in leuchtenden Lettern auf der Stirn.
Aber egal, man geht ja nicht auf ein Clubbing, um andere Leute zu beobachten, sondern um zu tanzen.

Also rauf auf die Tanzfläche! Diese war um 21:00 schon sehr voll. Aber wenn man etwas aufpasst und den Rollatoren ausweicht, kann man schon gut abshaken. Die DJ´s waren sehr gut und haben die Musik an das Publikum angepasst (Andrews Sisters, Märsche, Menuettte - aber auch für die älteren Semester war was dabei)
Doch leider verlief es für mich dann nicht besonders gut: bei einer besonders schnellen Nummer (ich glaube, es war das Requiem von Mozart) habe ich mich derart verrissen, dass zwei Pfleger kommen und mich unter höhnischem Gelächter der anwesenden Omis und Opas von der Tanzfläche schleifen mussten. In der angeschlossenen Geriatrieambulanz wurde mir ein eingeklemmter Ischiasnerv diagnostiziert.

Damit war der Abend für mich gelaufen – aber beim nächsten Stützstrumpf-Krückenlauf bin ich definitiv mit dabei!


 


Montag, 5. August 2013

Single Sells!

Noch ein Grund, warum ich in der letzten Zeit so selten geschrieben habe, war, dass ich die männliche Hauptrolle in einer Soap-Opera hatte. Oder wie es meine Mutter formuliert: "Dein Liebesleben ist wie ein russischer Roman." 
Wie es auch sei - die Serie lief jetzt zwei Saisonen, und trotz einiger netter Episoden stehe ich für eine dritte Staffel nicht mehr zur Verfügung. 
Aber dafür probiere ich jetzt alles aus, was Wien einem Single so zu bieten hat. Und ein Singleleben ist voller Abenteuer! Deshalb habe ich mein Foto gleich an das Webportal für einsame Herzen geschickt. Da kam dann eine Mail vom Betreiber mit dem Wortlaut "so einsam sind wir wieder nicht" zurück
Also habe ich mir einen Account bei Friendscout24 angelegt. 
Da geht es so entspannt zu wie am Naschmarkt in der Rush Hour. Und man ist irgendwie Käufer und Ware gleichzeitig.
Die Mädls auf dem Portal sind Gott sei Dank weder oberflächlich noch anspruchsvoll und wünschen sich eigentlich immer das Gleiche: 
Man(n) muss treu, lieb, einfühlsam, sensibel, intelligent, ehrlich, geistreich, eloquent und aktiv sein. Er besitzt Feinsinn, ist locker drauf, denkt unkonventionell und muss der Dame jeden Wunsch von den Lippen ablesen, für sie immer da sein, auf Händen tragen, aber ihr den notwendigen Freiraum geben. Gleichzeitig soll er aber voll im Leben stehen, eine eigene Meinung besitzen und ein echter Mann sein. Obendrein wird gewünscht: potentieller Familienvater, erfolgreich im Job, sehr sportlich und wahnsinnig gut aussehend. Wobei - da gibt es etwas Spielraum: Wunschkörpergröße 180 – 185 cm und Lebendgewicht 75 - 80 kg. Dazu Nichtraucher und Linksträger. 
Und das aller aller Wichtigste: Humor soll er haben! Man muss mit ihm Lachen können! 

Gott sei Dank erfülle ich ja diese Ansprüche spielend, und so konnte ich mich dann auch mit einer Angebetenen verabreden. Ich verstehe, dass solche Treffen für die Frauen sehr zeitaufwändig sind, und akzeptierte daher ohne Murren, dass neben mir noch 3 weitere Männer zur gleichen Zeit eingeladen wurden. Mit diesen musste ich mich in einer Arena mit dem Schwert auf Leben und Tod duellieren, aber danach konnte mein Date ganz entspannt beginnen. 

Gleich zu Beginn habe ich mal meine Unterlagen rausgeholt und erzählt, warum ich mich für diese Frau beworben habe. Danach gingen wir Punkt für Punkt den Lebenslauf durch und ich schilderte meine Aufgabengebiete in den letzten Romanzen und begründete wortreich, warum ich jetzt eine neue Herausforderung suche. Soweit, so gut. Allerdings, dass ich nicht in einer ungekündigten Beziehung bin, wirkt verdächtig und verschlechtert den Marktwert beträchtlich. Wenigstens war die Trennung einvernehmlich und ich konnte mich auf eine notwendige Pause und Auszeit ausreden. Auch die sonstigen Lücken in meinem Lebenslauf konnte ich mit "weiterführenden Ausbildungen" (z.B. Bügelmeister 3 bei Humbold) schlüssig erklären. Durch meinen blütenweißen Leumund, den Befund der Gesundenuntersuchung und nicht zu vergessen den Gehaltsnachweis der letzen 6 Monate konnte ich verlorenes Terrain wieder gut machen. 
Doch erst das Empfehlungsschreiben meiner Mami, dass ich gut Kochen könne und die Funktionsweise der Waschmaschine verstehe, gaben mir die notwendigen Pluspunkte, um in die zweite Runde zu kommen. 

Da wurde es jetzt ernst, denn ein Eignungstest war an der Reihe. Zuerst wurden meine manuellen Fähigkeiten getestet (Umgang mit Schlagbohrer, Rasenmäher, Nähmaschine, Stricknadel, Presslufthammer, Vibrator, Atomreaktor, Teilchenbeschleuniger und Warp-Antrieb). Danach wurden mit Fangfragen meine mentalen Grenzen ausgetestet. (Findest du mich schön? Bin ich zu dick? Was denkst du über meine Nase? Habe ich unreine Haut? Und wieso schaust du nur auf mein Äußeres??!) Abgerundet wurde das Interview mit Fragen zu meinen kurz-, mittel- und langfristigen Beziehungszielen sowie dazu, wie ich mir mein Leben in 5 Jahren vorstelle. 

In der dritten Runde hat mir dann die Frau die Höhe der Entlohnung und die zu erwartenden Sozialleistungen vorgestellt, und endlich wurde ich gefragt, was meine Forderungen wären. 
Also holte ich mal tief Luft und fing an, aufzuzählen: „Erstens möchte ich am Morgen mit Kaffee und Blow Job geweckt werden. Am Abend gilt: komm nackt und bring Essen mit. Das war es eigentlich schon… ah, eins noch, ich mag rote Haare bei Frauen: man sagt ja ,rostiges Dach, feuchter Keller!´.“ 

Und für alle Damen, die jetzt geschockt sind: wo bleibt denn der Humor?

Dienstag, 30. Juli 2013

Big Brother

"Wann schreibst du endlich wieder einen Blog?" fragte mich die völlig unbekannte Stimme mit amerikanischem Akzent am anderen Ende der Leitung. "Mir ist fad, und auch die Wodkavorräte vom Moskauer Transitbereich gehen irgendwann zu Ende…" 

Zugegeben, ein bisschen überrascht war ich schon über so viel prominente Aufmerksamkeit, aber zumindest weiß ich jetzt, warum ich so viele Zugriffe aus Amerika habe. 
Bis jetzt dachte ich, dass ich tatsächlich 7500 Freunde habe, die meinen Blog lesen, aber jetzt ist es klar - ich werde abgehört und seit dem Telefonat sogar beschattet. 

Auf der Habenseite spart das natürlich eine teure Alarmanlage, und dunkle Gassen machen mir auch keine Angst mehr. Und als neulich mein Auto auf der Autobahn nicht mehr anspringen wollte, waren die Jungs sehr schnell zur Stelle. Ohne viel zu Murren haben die mich bis nach Hause abgeschleppt (die Adresse hatten sie ja schließlich schon) 

Fürs Privatleben ist das Ganze aber nicht so gut, ich finde, es erzeugt einen gewissen Erfolgsdruck, wenn man weiß, dass sein Schlafzimmer videoüberwacht ist. Und manche Frau ist etwas verstört, wenn ich zwar zum romantischen Candle-light Dinner einlade, aber dann für 8 Personen gedeckt habe. 
Außerdem muss ich mich neuerdings sogar rechtfertigen, wenn ich später heimkomme - Überstunden bei Beamten sind schließlich teuer! Auch meine Formulierungen in Emails oder Facebookposts werden mal gerne diskutiert. 

Womit wir beim Telefonat mit meinem Freund Edward Snowden wären - er erzählte mir, wie weit heute die Überwachung schon geht. Nicht nur meine Emails und Facebookposts werden nach geheimen Botschaften und Rechtschreibfehlern durchsucht, sondern mein ganzes Leben wird überwacht. 

So wurde mir zum Beispiel im Auto ein Gerät eingebaut, das anzeigt, wann der Sprit ausgeht – ist das zu fassen! Und ein Rudel Satelliten sieht durch mein Handy immer, wo ich gerade bin! Egal, welche Zeitung oder Buch ich lese - spezielle Agenten mit dem Decknamen Lektoren HABEN die schon gelesen. Selbst wenn ich in einen Aufzug einsteige, kontrolliert eine geheime Organisation, ob ich nicht zu blad bin und das Gewicht von 6 Leuten überschreite. 

Gegen diesen Wahnsinn muss man etwas unternehmen!! Deshalb packe ich, kaum bin ich zuhause, mein Handy in Alufolie und lege es in den Tiefkühler. Ich nehme es nur noch zum Telefonieren raus - oder wenn ich einen Drink kühlen will. Außerdem kommuniziere ich nur noch mit der BB-Sprache – das soll erst mal einer knacken. Weiters habe ich meine Wohnungswände mit Eierkartons ausgekleidet, damit die Satelliten mich nicht sehen, und Emails schreibe ich nur noch in Spiegelschrift. Seid froh, dass ich mich in diesem Blog zurückgehalten habe. 

Vielleicht ziehe ich einfach in den Keller, um die Überwachung zu umgehen, aber gerade in Österreich macht man sich mit sowas erst richtig verdächtig. 

Also falls ich jetzt länger wieder nichts schreiben sollte, liegt es vermutlich daran, dass ich gerade in Guantanamo Unterwasserreden lerne, oder Wodka am Moskauer Flughafen verkoste.







Dienstag, 21. Mai 2013

this is the road to nowhere


Ich weiß eh, ich habe versprochen, öfter zu schreiben, nur hat sich in meinen Leben in letzter Zeit erschütternd wenig getan. Das einzige Erwähnenswerte ist, dass ich seit 3 Monaten einen neuen Job habe (Ich habe meinen Zuhälter verlassen).

Und obwohl sich ja die Jobdescriptions von Projektmanager und Prostituiertem bekanntlicherweise ein bisschen ähneln (1. Du hast bizarre Arbeitszeiten, 2. du wirst bezahlt, um deinen Kunden glücklich zu machen, 3. auch wenn du gut bist, bist du nie stolz auf deine Arbeit, 4. wenn du gefragt wirst, worin deine Arbeit besteht, kannst du es nicht richtig erklären, 5. dein Boss möchte immer weniger bezahlen und du musst trotzdem Wunder vollbringen und 6. er fährt ein wunderschönes Auto), habe ich mir es durch meinen neuen Job deutlich verbessert - quasi hochgeschlafen um bei der Metapher zu bleiben Die Arbeit macht Spaß und ich schaue meinen Kollegen nicht beim Verwesen zu.

Aber eben auf der anderen Seite erlebe ich momentan sehr wenig, ich staue mich auf der Tangente zur Arbeit und staue mich am Abend zurück. Somit verbringe ich die meiste Freizeit mit dem Bilden einer Rettungsgasse.

Rettungsgasse - für mich der Pisa-Test für Erwachsene, und ich sage euch, auch hier würde Österreich katastrophal abschneiden. Kommt es einmal zu einem Stau (also 2x täglich), erinnert mich das, was da gebildet wird, mehr an Bilder von Escher als an eine Gasse. Mit einer Gasse hat das ungefähr so viel zu tun wie Russland mit einer Demokratie.

Besonders schön ist es, wenn man die Mittelspur erwischt. Dann darf man in einem unendlichen Slalom zwischen 2ter und 3ter Spur stauen. Je nachdem ob dein aktueller rechter Nachbar ein Rettungsgassenbilder ist oder eben nicht. Zwar sagt Dieter Nuhr, dass sich manche von uns von anderen Wirbeltieren nur durch den Besitz vom Führerschein unterscheiden, aber bei dem intelektuellen Horizont mancher Mitstauer bin ich mir nicht sicher, ob nicht auch Silberrücken in Wien einen Führerschein erhalten.

Und da reden wir nicht von wenigen Exemplaren einer Spezies, sondern von Horden! Die sterben nicht aus - die sind alle auf der Tangente in Wien! (und ganz nebenbei müssen die auch wahlberechtigt sein, sonst hätte die FPÖ nie Clubstatus erhalten)
Egal, ich schweife ab.

Sollte ich mal einen Herzinfarkt auf der Tangente bekommen, ich zerfalle zuerst zu Staub, bevor ein Rettungsfahrzeug zu mir gelangt.
Aber ich bin unfair, NACHDEM sich nämlich ein Rettungsfahrzeug durchgehupt hat, können es alle wunderbar. Leider hält dieser Lerneffekt irgendwie nicht lange, am nächsten Tag ist nämlich alles wieder beim Alten.

Montag, 18. März 2013

der öffentliche Verkehr

Warum ich so lange nicht geschrieben habe, ist ein eigenes Geschichtchen wert, welches mir aber momentan nicht gelingen will. Dieses werde ich bei Bedarf nachreichen.

Aber die Erlebnisse von diesem Sonntag möchte ich euch nicht vorenthalten.

Gestern habe ich mich mit einer wunderschönen Frau in Schönbrunn getroffen, und zwar - und das ist für dieses Geschichtchen essentiell - bei der U-Bahnstation Hietzing.

Nun bin ich ja jetzt glücklicher Besitzer eines Autos, aber aus Vernunftgründen bin ich, nach langer Zeit wieder, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Ich habe mir extra ein Buch mitgenommen, denn die U4-Strecke vom Schwedenplatz nach Hietzing ist ja recht lange.
Doch kaum bin ich bei der Station Schwedenplatz eingestiegen, hat mich schon ein junger Mann angesprochen. Er habe sein letztes Geld für den Netzwerkadministrator bei Humbold ausgegeben und bräuchte jetzt 5 Euro, um sich Papier und Bleistift kaufen zu können. Nachdem ich ihm selbstverständlich das Geld gegeben habe, ist bei der Station Landstraße eine Touristin eingestiegen. Da auf meinem Hirn das Wort Auskunft steht, teilte ich dieser mit, wo der Stephansplatz sei, und gab ihr auch ein paar wertvolle Lokaltipps.
Die Dame, die am Stadtpark zugestiegen ist, war dann eher öd. Sie hat ein wenig vom Krieg erzählt und wie gut wir es jetzt haben.
Dafür setzte sich am Karlsplatz mein neuer bester Freund namens Kevin mir gegenüber. Dieser erzählte mir, oder eventuell auch meinem unsichtbaren Sitznachbarn, dass das Ende der Welt naht. Dies begründete er damit, dass der neue Papst ja eigentlich Freimaurer sei, und obendrein alle Politiker Verbrecher. Er hatte, dank eines Mittels, welches er gerade erworben hatte, endlich eine klare Sicht der Dinge.

Nachdem mich bei der Kettenbrückengasse eine junge Frau um 100€ für ihre Nasen-OP gebeten hatte, wurde die Fahrt etwas langweilig. Gottseidank konnte ich mir die Zeit vertreiben, indem ich ab der Pilgramgasse bei Erbschaftsstreitigkeiten einer serbischen Großfamilie moderierend eingriff.

Die zähen Verhandlungen wurden am Magaretengürtel jäh unterbrochen. Ein Straßenmusikant, der aussah wie das uneheliche Kind von Sammy Davis Jr., stieg ein und untermalte die Szene mit einer Interpretation von „Strangers in the Night“ als Polkaversion auf Speed.

Teil des Wiener Ratpacks


Aber mit Musik geht bekanntlich alles besser. Dank seiner Hilfe in Form der Polkaversion von „New York, New York“ war das Erbe der Großtante bis zur Längenfeldgasse aufgeteilt.

So konnte ich nun in aller Ruhe mein mitgebrachtes Buch öffnen und völlig entspannt bis zur Meidlinger Hauptstraße lesen, denn dort stieg dann eine kleinere Horde Fussballfans ein, die mich neben ihrem Bier auch an ihren philosophischen Weisheiten teilhaben ließen, welche mit gefühlten 90 Dezibel gesungen werden müssen („Nehmt doch den Bauern die Mozartkugeln weg"und "Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“).
Doch in Schönbrunn war es mit der beschaulichen Fahrt zu Ende. Hier sind dann total assoziale Leute eingestiegen, die überhaupt kein Verständnis für Privatsphäre und Ruhe hatten. Einer von denen erwischte mich völlig unvorbereitet und sagte "Ihren Fahrschein bitte!".


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