Mittwoch, 29. Juni 2011

Neue Geschäftsideen braucht das Land

Ich sitze wieder mal - nach einer halben Ewigkeit - im Prückl. Hier bekommt mein alter Traum, ein Kaffeehaus aufzumachen, neuen Stoff. Wobei - in Wien ein Kaffeehaus aufzumachen, ist vermutlich so schlau, wie Eskimos (huch, die heißen ja jetzt Inuits) Kühlschränke verkaufen zu wollen.
Also brauche ich eine andere Geschäftsidee. Ingrid (der übrigens der Dank für eine halbwegs gerade Rechtschreibung in diesem Blog gebührt - sie liest nämlich jeden Eintrag zuerst Korrektur) und ich hatten eine geniale Idee:
Eine Singlebörse mit einer Hotelbewertungsseite kreuzen! Checkdate.com! Da lernt man einen Menschen kennen und kann sich mal die Einträge und Bewertungen der Person durchlesen!
Den Bewertungskatalog kann man eigentlich 1:1 übernehmen. Zimmer, Ambiente, Service, Lage, Gastronomie, Sport und Unterhaltung. Eine Bewertung würde dann ungefähr so ausschauen (und die habe ich von einer Hotelbewertungsseite geklaut und nur leicht geändert):

“Ich hatte eine wundervolle Nacht bei Peter. Er war freundlich und sehr um mich bemüht, die Wohnung ist sehr schön und gepflegt, das Frühstück war gut und ... es hat einfach alles gepasst!!”

Oder
“Jasmin machte augenscheinlich einen guten Eindruck. Sie ist, was Sauberkeit und aktuellen Zustand anbelangt, in guter Verfassung. Die Wohnung wird Tip Top gereinigt und gepflegt. Der Service ist gut bis sehr gut. Das Bier und der Wein schmecken sehr gut und passten hervorragend zum Abendessen. Danach ging es zur Abendanimation, diese war besonders originell und führte mich durch Küche, Wohn- und Schlafzimmer. Das Frühstück war sehr einfach, aber schließlich bin ich ja nicht zum Essen gekommen :)”

Man muss natürlich bei so einem System immer für seinen Ruf sorgen - eine vernichtende Kritik kann da schon mal die Streetcredits zamhauen. Zum Beispiel wenn Folgendes zu lesen wäre:

“Ich wollte mal etwas Exotisches ausprobieren und bin deshalb bei André gelandet. Gleich nach dem Betreten der Wohnung ist mir eine große Unordnung aufgefallen. Zum Abendessen gab es Tiefkühlpizza und Bier und das Abendprogramm wurde mit den Worten "Erster" nach 5 Minuten beendet. Ich kann nur sagen nie wieder!”

Natürlich kann so ein System ein bisschen Druck aufbauen, der sich vor allem bei Männern durch massiven Druckabfall manifestieren kann. Und dann muss man sich nach einem schlechten Abend auch noch eine schlechte Bewertung fürchten. Und das kann schon manche etwas nervös machen, aber mit etwas Leistungsdruck muss man umgehen müssen ;-)

Mittwoch, 22. Juni 2011

jaja die heutige Zeit

What`s up, Pros, Bitches, und was sonst noch bei 3 nicht im nächsten Club abhängt - yo!

Ich habe ja an dieser Stelle vor zwei Wochen ein bisschen in meiner Jugend geschwelgt.
Gerade für so alte Knochen wie mich ist die heutige Zeit nicht ganz verständlich. Nein, nicht weil man schon lauter mit mir reden muss, sondern weil ich einfach manche Dinge nicht nachvollziehen kann.

Zum Beispiel ist ja jetzt die 8. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ zu Ende gegangen. Da wird seit 8 Jahren diese Show mit unglaublichem Aufwand (Casting von Harz4-Empfängern, Beleidigen derselben, die restlichen werden um- und angezogen, und so weiter und so fort) betrieben, und offensichtlich haben sie den noch immer nicht gefunden! Ich meine, soooo groß ist das Land auch nicht. Glücklicherweise suchen sie ja nicht den Superkabarettisten (bei einem Interview antwortete Robin Williams auf die Frage einer deutschen Moderatorin, warum es mehr Comedy in Amerika als in Deutschland gäbe, mit der Gegenfrage "vielleicht habt ihr ja alle lustigen Menschen umgebracht?“).

Aber es geht nicht um den Humor unserer deutschen Nachbarn (wobei die uns da ja einiges vorraus sind - an Angela Merkl kam ja nur der Kurzzeitcomedian Herbert Haupt ran), sondern um Dinge, die sich mir nicht ganz erschließen.
Wieso stehe ich ich alle 5 Stunden auf, um Erdbeeren in Farmville zu ernten, schaffe es aber nicht, die Blumen am Balkon zu gießen?
Oder wieso sammle ich 8 Nägel und 7 Bretter, um eine Scheune zu bauen? Und das funktioniert auch noch!
Versucht mal so, ein Ikearegal zusammen zu bauen! Aber nicht vergessen: zuerst bei allen Freunden Billy-Einzelteile sammeln! (Diese können diese Teile als Geschenk mitbringen, wenn sie wieder mal zu Besuch sind, um deine Pflanzen zu gießen.)
Aber auch Wörter werden nun echt anders verwendet, zum Beispiel hat meine Großmutter selig nicht verstanden, wie so ein großes gelbes Telefonbuch nun in das Handy reingekommen ist...

Worauf ich aber eigentlich seit zwei Wochen hinkommen wollte, ist die Musik. Es ist ja nicht so, dass ich mit den Schrammeln aufgewachsen wäre, und die 80er und 90er ohne mentalen Schaden zu überleben, ist sicher auch nicht so einfach. Aber vor kurzem war ich in einer Disco, wo die ganze Zeit eine Mischung aus Schlager und Volksmusik gespielt worden ist! Ich kannte ja gut 80% davon nicht, aber meine Mitgeher waren unglaublich textsicher! Außerdem sind um jede Frau rund 10 Männer gekreist. Also Viehmarkt mit Frühschoppen ist eine wohlwollende Umschreibung dieser Veranstaltung.

Nach 20 Minuten war ich wieder raus aus dem Schuppen und habe beschlossen, dass ich ab jetzt nur noch auf 80er Partys gehe und den dortigen mentalen Schaden in Kauf nehme. 

Gestern war ich dafür bei der geheimen Schnatterei :).  Das ist ein bisschen wie Blind-Speed-Dating mit Catering. 
Man meldet sich an, bekommt die Adresse von einer Wohnung, und isst dann dort mit 12 wildfremden Menschen zu Abend. Nach jedem Gang setzt man sich um und lernt so einen Haufen  lustiger und interessanter Menschen kennen. 
Das Essen war wirklich genial, die Leute entzückend und das Ganze geheim ;-).
Ich wünsche euch allen ein schönes langes Wochenende, und falls jemand in Wien bleibt und etwas unternehmen will (so lange es nichts mit Discos mit Volksmusik zu tun hat), kann er sich ja bei mir melden.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Diesmal etwas Werbung!

Ich habe das Gefühl, dass ihr genau so gespannt seid wie ich, wie das Geschichtchen von letzter Woche weiter geht. Auf diese müsst ihr aber mindestens noch eine Woche warten.

Diese Woche möchte ich nämlich Werbung für eine Veranstaltung machen, bei der ich am Samstag anzutreffen bin. Und zwar geht es um Living Books. Hier gehts zum Link

Für alle, die das nicht kennen: bei Living Books kann man sich an Stelle von Büchern Menschen ausborgen.
Das hat nichts mit Menschenhandel zu tun, sondern es geht darum, dass man mit Menschen in Kontakt tritt, mit denen man das vielleicht sonst nicht tun würde.

So besteht beispielsweise die Möglichkeit, mit einem Obdachlosen zu sprechen, mit einer Muslimin mit Kopftuch oder mit einer Ordensschwester. Es geht nicht darum, jemanden zu überzeugen, sondern eventuell neue Sichtweisen zu erlangen.

Das Ganze ist kostenlos. Ich habe z.B. noch nie so lange mit einem Polizisten geredet, ohne dafür zu zahlen.

Der Ablauf ist recht einfach, man setzt sich in netter Kaffeehausatmosphäre mit dem „Buch“ zusammen und fragt oder spricht über alle Dinge, die einen interessieren. Da diese Menschen ja keine Rollen spielen, sondern wirklich diese "Bücher" sind, ist natürlich etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Die Frage an eine Polizistin, wie es denn so sei, sein Geld auf der Straße zu verdienen, ist z.B. etwas unpassend.

Einmal hat mich ein "Leser" gefragt, ob man sich die „Bücher“ nach Hause mitnehmen kann. "Leider nein," habe ich ihm geantwortet, "sonst würde ich mir die 24-jährige Nymphomanin ausborgen."

Diesmal findet Living Books in der Brunnenpassage im KulturSozialRaum statt.
Samstag, 18.6.2011, 12:00-18:00 Uhr
Wien 16, Brunnengasse 71 / Yppenplatz


Folgende Bücher sind diesmal mit von der Partie:
Ehrenamtliche(r) Banker(in), Ehrenamtlicher Entwicklungshelfer,
Evangelischer Pastor, Ex-Spielsüchtiger, Flüchtling aus Afghanistan,
Georgierin, Kriminalbeamter, Muslimin mit Kopftuch, Obdachloser,
Ordensschwester, Polizist, Polizistin, Sozialarbeiter, Totengräber,
Trockener Alkoholiker, Tschetschene, Türkischstämmige Österreicherin,US-Amerikaner


würde mich freuen den einen oder anderen von euch dort zu treffen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Kinder bin ich alt!


Also nicht damals-bin-ich-mit-dem-Kaiser-um-die-Häuser-gezogen-alt, aber zumindest so alt, dass ich mich erinnere, als ich Musik auf Schallplatten im Geschäft gekauft habe, um sie dann auf Audiokasetten aufzunehmen (für die Jüngeren unter uns: das waren gaaaaanz lange Bänder, auf die man Musik aufnehmen konnte, und zwar eine ganze (!) Stunde auf zwei Seiten. Hat man ein spezielles Lied hören wollen, musste man gefühlte 10 Minuten herumspulen, bis man es endlich gefunden hatte, um es dann - vorausgesetzt, der Walkman war ausnahmsweise auf Diät und hat das Band nicht gefressen - in bester analoger Grammofonqualität zu hören).

Ah ja, und Schallplatten oder kurz "Platten" waren große schwarze Scheiben, die man sehr vorsichtig auf den Plattenspieler gelegt hat, um mit Hilfe einer Plattennadel Musik heraus zu bekommen. Wenn man nicht aufgepasst hat, hat man die Platten zerkratzt oder die Nadel verstaubt oder gleich kaputt gemacht. Dann musste man noch darauf achten, die richtige Geschwindigkeit zu nehmen (große Platten 33, kleine Platten 45, 77 nur für lustige Partyspiele). Wenn ich die richtige Stelle meiner zerkratzten EAV-Platte mit 45 abgespielt habe, klang das, als hätte Klaus Eberhartinger Tourettesyndrom auf Speed.

Weiters habe ich echte Freunde gehabt, also welche, die man wirklich trifft (dafür musste man mindestens zwei Stunden barfuß durch meterhohen Schnee hatschen). Und wenn mir etwas gefiel, was die so taten oder trieben, habe ich ihnen das gesagt und nicht den Daumen hochgehalten und gedacht "gefällt mir".

Außerdem haben Termine damals noch was bedeutet! Man musste zunächst stundenlang warten, bis das Vierteltelefon mal frei war, um sich etwas für "in einer Woche am Samstag um 14:30" auszumachen. Da war nix mit "rufen wir uns noch zam". Ich erinnere hier auch gerne an den "Notschilling", den man immer bei sich tragen musste und NIE für Kaugummi ausgeben durfte, sondern eben gebraucht hat, wenn die Welt untergeht, damit man noch zu Hause anrufen kann - vorausgesetzt, das Vierteltelefon war zufällig frei.

Im Übrigen hatte man eine Beziehung oder man hatte keine (eventuell hatte man eine hatscherte Gschicht). Aber es war nie kompliziert! Und wenn doch, hat das niemandem gefallen!

Falls ich einen Cartoon in einer Zeitung lustig fand, bin ich nicht in den nächsten Copyshop gelaufen und hab ihn jedem auf der Straße unter die Nase gehalten in der Hoffnung, möglichst viele zu treffen, die den Daumen hochhalten und sich denken "gefällt mir".

Auch wäre ich nie auf die Idee gekommen, wenn mir jemand einen Brief geschickt hat, diesen zu nehmen und an alle Freunde weiter zu schicken mit dem Vermerk fyi, cu + xoxo stef (für Neuankömmlinge in der Gegenwart: for your information, see you and hugs and kisses Stefan).
Und ich habe noch in echtem Geld - SCHILLING! - gezahlt. Damals war ein Schilling so viel wert wie heute ein Euro, nur hatte man mehr davon :)

Aber eigentlich wollte ich nicht in der guten alten Zeit schwelgen, sondern von der heutigen Jugend erzählen. Was bin ich froh, dass das der Jörgerl nicht miterleben muss (der sitzt jetzt sicher glücklich auf einer Wolke mit einer Flasche Wodka und sieht sich seine Jungs von hinten an). Ach ja, wo war ich? Bei der heutigen Jugend! Aber jetzt war meine Einleitung so lange - von der erzähle ich dann nächste Woche :) xoxo und ich hoffe, es gefällt euch. Daumen hoch!





Donnerstag, 2. Juni 2011

Lebst du schon oder schraubst du noch?


Vor kurzem habe ich eine gute Freundin zum schwedisch Essen ausgeführt. Lasst es mich so zusammen fassen: bei einer Küche, die auf Fleischbällchen und Daimtörtchen basiert, wundern mich die Möbel auch nicht mehr. Wie auch immer – ich dachte, das ist eine gute Gelegenheit, meine Vorurteile einem Test zu unterziehen und die Forschungsergebnisse hier niederzuschreiben.

Gleich zu Beginn unserer Expedition stießen wir auf die ersten Probleme denn es erwies sich als sehr schwer
mit den Ureinwohnern in Kontakt zu treten. Sie leben in kleinen Gruppen zwischen Regalen und erkennen kann man sie an ihrem gelben Fell mit blauer Zeichnung. Sie scheinen sehr scheu zu sein und auch, wenn man Futter mitbringt (Fleischbällchen mit Daimtorte), kommen sie nur sehr zögerlich aus ihren Verstecken. Fragen, die mit „wo finde ich...“ beginnen, werden als Angriff auf ihr Territorium gewertet. Ganz schwierig ist grundsätzlich das Ansprechen – in Schweden wurde ja in den 60er Jahren per Umfrage das “Sie“ aus der Sprache geworfen. Aber auf “Du“ reagieren viele Exemplare der Spezies, die bei uns heimisch geworden ist, auch verwirrt. Übrigens beschäftigt dieses Thema offenbar mehrere Forscher: Google hat auf die Frage „Warum duzen sie mich bei Ikea?“ 849.000 Ergebnisse gebracht.
Man muss sich immer vor Augen halten, dass es sich hier um eine einzigartige Kultur handelt, die mit unserer nicht zu vergleichen ist. Da es in ihrem natürlichen Lebensraum sehr viel Schnee gibt, sind diese menschenähnlichen Wesen sehr oft zu Hause und einsam. Deshalb haben sie begonnen, Dingen Namen zu geben. So kann man alleine im Schnee in seinem Blockhaus sitzen und ist dennoch von ganz vielen Freunden umgeben.
Hat man einmal das Vertrauen der Eingeborenen gewonnen, bekommt man von ihnen rieeeeesige Kartonschachteln überreicht, deren Inhalt eine Art schwedisches Puzzle darstellt. Ganz wichtig: in jedem dieser Kartons ist ein kleines metallenes Ding – vermutlich eine Art Phallussymbol – namens Inbusschlüssel.

Singletipp Nummer eins:
Wie schon Tommy Jaud in seinem Bestseller „der Vollidiot“ geschrieben hat: gehe niemals alleine zu IKEA. Es gibt kaum Deprimierenderes (naja, vielleicht ein Weight Watchers-„All you can eat“-Buffet)
Außerdem, was macht man alleine mit dem Standardeinkauf (Servietten, Kerzen und Benjamin Bäumchen)?

Singletipp Nummer zwei:
Der Spruch „Lass uns zu IKEA fahren und Betten testen“ ist zwar lustig, führt aber nicht zum gewünschten Ziel!

IKEA-Mitarbeiter sind wirklich humorlos. Hier ein paar Dinge, die ihr nie tun solltet, ich habs probiert:

Niemals beim Rückgabeschalter sagen: „Das passt nicht zusammen, da müssen die Kinder aber schleißig gearbeitet haben“.

Auch ganz schlecht (Singeltipp Nummer drei): eine hübsche IKEA-Mitarbeiterin zum Abendessen einladen, ihr die Zutaten hinstellen und sagen: „Kannst du selber zusammenbauen. Als Hilfestellung bekommst du sogar ein Rezept, aber das besteht nur aus Piktogrammen.”
Besonders doof - weil die das vermutlich viel zu oft hören - die Frage: „Hat das Möbelstück xyz auch einen Elchtest gehabt?“

Ah ja, falls ich mal ein Kind haben werde, werde ich es auf den Namen des IKEA-Möbelstücks taufen, auf dem es gezeugt wurde.
Danach brauche ich nur einen Zehnerblock beim Kinderpsychologen kaufen, für den Zeitpunkt, wenn es lesen gelernt hat und draufkommt, es heisst nach einem Regal im Abstellkammerl. („Wieso fragst du, Gorm?”)

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